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Mein Projekt, Erfahrungen und was ich so gelernt habe

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Mein Name ist Johanna und ich mache derzeit über ODI einen entwicklungspolitischen weltwärts

Freiwilligendienst in Ecuador. Die Partnerorganisation hier vor Ort ist FIIDES, die seit der Einreise unsere

Unterstützung vor Ort ist.

Seit acht Monaten bin ich nun schon hier und würde gerne über mein Projekt sowie meine Erfahrungen, die ich bisher so sammeln konnte, berichten.

Mein Projekt: Jardín Alado Ilalo

Ich arbeite im Jardín Alado Ilalo. Dies ist ein Auffang- und Rehabilitierungszentrum für verschiedene Vogel- sowie Tierarten. Wir haben derzeit 30 Papageien, viele verschiedene Arten von Greifvögeln und eine Farm mit Hühnern sowie Kaninchen. Der Jardín ist in vier Arbeitsbereiche unterteilt: Papageien, Greifvögel, Farm und „Verschiedenes“. Wir wechseln wöchentlich die Bereiche durch, sodass man überall arbeiten und lernen kann.

Meine Tätigkeiten sind in den unterschiedlichen Area’s recht ähnlich. In erster Linie geht es immer um das Tierwohl, weshalb Käfige sowie Ställe reinigen ein täglicher Job sind. Des Weiteren kümmere ich mich um die Vorbereitung des Futters sowie die Fütterungen und wir versuchen den Tieren das Leben so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Je länger man im Jardín arbeitet, desto mehr wird man auch in beispielsweise Flugübungen mit den Vögeln integriert. Meine liebste Area, in der ich mittlerweile auch die meiste Zeit verbringe, ist die der Papageien. Dort fühle ich mich extrem wohl, arbeite gerne mit den Leuten sowie Tieren zusammen und habe mittlerweile feste Aufgaben wie beispielsweise das Flugtraining mit bestimmten Vögeln. Die Tiere sind extrem intelligent, können jedoch leider zum Großteil nicht wieder in die Wildnis entlassen werden, da sie schon als Babies ihren Eltern weggenommen und über den illegalen Tierhandel verkauft werden. Sie können weder fliegen, sich selbst mit Essen versorgen noch untereinander wie Wildtiere kommunizieren.

Papageien zu verkaufen ist in Ecuador an sich verboten, jedoch läuft der Handel weiterhin, da man mit diesen Tieren extrem viel Geld verdienen kann.

Am meisten gefällt mir an meinem Projekt, dass ich wirklich gebraucht und ehrlich wertgeschätzt werde. Je länger ich hier bin, desto mehr Verantwortung und Vertrauen wird mir entgegengebracht, was sich super gut anfühlt. Die Arbeitskolleg:innen sind extrem nett und versuchen einen richtig ins Team zu integrieren. Man kann eigene Ideen einbringen und es ist auch kein Problem, wenn man in einem Bereich nicht so gut klarkommt oder eine bestimmte Tätigkeit nicht ausführen möchte. Es wird sehr stark auf das Wohl der

Freiwilligen geachtet. Auch cool finde ich, dass man viele verschiedene Leute aus aller Welt kennenlernt. Im Jardín wechseln die Freiwilligen oft monatlich durch, sodass es immer wieder neue Zusammenstellungen während der Arbeit

gibt. Die Leute hier sind wie eine Familie für mich geworden und ich gehe seit Anfang an jeden Tag gerne zur Arbeit und weiß auch, dass ich diese Routine sehr vermissen werde.

Meine Erfahrungen / Was ich bisher so gelernt habe Zehn Monate von zu Hause weg sein, das erste Mal quasi alleine wohnen, auf eigenen Beinen stehen und Verantwortung tragen ohne, dass die Eltern einem jederzeit den Rücken stützen können – genau das sind

Dinge, die mit einem Freiwilligendienst einhergehen und die dafür sorgen, dass man Erfahrungen sammelt und sich verändert.

Natürlich bedeutet diese Zeit nicht zwingend einen Wandel der Persönlichkeit um 180Grad, so war es bei mir auch nicht, jedoch hinterlässt die Zeit auf jeden Fall kleine Spuren, die man vielleicht erst viel später bemerkt. Als ich in Ecuador ankam, war ich zum einen super aufgeregt, neugierig, glücklich, überschwänglich, ein bisschen traurig und voller Tatendrang. Zum anderen war ich unerfahren, das erste Mal alleine für eine so lange Zeit von zu Hause weg (zusätzlich auf einem für mich neuen Kontinent) und im Großen und Ganzen

aus einem behüteten Nest ins Leben gefallen. Schon vorher war ich eine der Personen, die gerne selbstständig unterwegs sind, habe viel versucht zu sehen sowie zu lernen und mich von meinen Eltern frühzeitig durchs mit Freunden Reisen „abzukapseln“. Trotzdem war dieser Schritt ein ganz neuer, den man sich vorher nicht ansatzweise vorstellen kann.

Ich kam in Ecuador an und war in die Kultur, die offenherzigen Menschen, den Umgang untereinander und all meine neuen Möglichkeiten schockverliebt. Dieses Land hat es mir von Anfang an angetan und ist wunderschön, um das Reisen, Selbstständigkeit, Selbstvertrauen sowie natürlich ganz viele verschiedene Orte kennenzulernen. Genau das sind auch die Dinge, die ich hier bisher gelernt habe.

Ich bin viel selbstständiger, spontaner, entspannter sowie vertrauensvoller in mich und das Leben im Allgemeinen geworden. Ich habe gelernt, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt, ich auf Menschen zugehen kann und sie mir gerne helfen, mein Vertrauen in mich das Wichtigste ist und Bauchgefühle einem den richtigen Weg zeigen.

Mein Spanisch war zu Beginn nicht das Beste, doch ich durfte lernen, dass es nur darauf ankommt, überhaupt zu sprechen sowie einfach freundlich zu versuchen, den Menschen in ihrer Sprache entgegenzukommen. Macht man dies, kommt die Freundlichkeit sowie Hilfe von ganz allein zurück. Mit dem Körper und einzelnen Worten sich verständigen zu lernen, war eine wichtige Erfahrung für mich. Zuvor habe ich oft versucht, alles selber zu lösen, meine Probleme nicht offenzulegen und mich somit nicht an andere zu wenden und ihnen einen Teil meiner Last zu übertragen. Meine Zeit hier wiederum hat mir

gezeigt, dass man absolut nicht alleine ist, sobald man bereit ist, sich zu öffnen. Andere Menschen wollen einem gerne helfen und man lernt super viele nette Leute kennen, sobald man einfach anfängt sich mit ihnen zu unterhalten.

So habe ich beispielsweise vor einer Weile eine kurze Unterhaltung mit einer Frau an der Kasse geführt, welchen Kaffee sie mehr empfehlen würde und wurde von einem Mülltransporter mitgenommen, als ich ein ganzes Stück hätte laufen müssen.

Ich denke, das alles hätte ich mich vielleicht nicht getraut in einer Sprache, die ich fließend beherrsche.

Denn schließlich kommt man dann noch eher alleine klar.

Trotzdem habe ich mit der Sprache auch meine Probleme gehabt, da Fortschritte nicht so schnell kamen, wie ich sie mir gewünscht habe und ich manchmal etwas zu Situationen und Konflikten beitragen wollte, mir jedoch die Worte fehlten. Das kann sehr deprimierend sein und hat mich extrem genervt, da ich jemand bin, die gerne etwas zu Themen sagt, die sie beschäftigen. Mich oft zurückhalten zu müssen, weil ich es einfach

nicht besser konnte, war absolut nicht einfach. Mir hat es geholfen, von anderen Leuten zu hören, dass sie meine Fortschritte mitbekommen und mein Spanisch besser wird, wenn ich das Gefühl hatte, seit Anbeginn an der selben Stelle zu stehen.

Im Allgemeinen ist meine Zeit hier bisher jedoch wirklich toll. Logischerweise hatte ich – wie eben schon teilweise angesprochen – auch mal kleine Hänger, in denen ich mich nach meiner Familie und Freunden gesehnt habe, jedoch haben diese Momente wirklich nur einen Bruchteil geprägt.

Meine Arbeit macht mir sehr viel Spaß und auch mit den anderen Freiwilligen hier im Umkreis bin ich sehr eng zusammengewachsen und wir erkunden zusammen das Land und stehen die guten sowie traurigen

Momente durch. Beim Reisen habe ich mich bisher immer wohl und sicher gefühlt und die Gastfamilie von mir und Linde, meiner Mitfreiwilligen, ist sehr aufgeschlossen, hilfsbereit und lässt uns alle Freiheiten, die wir brauchen.

Trotzdem liegt hier mein zweiter Punkt, mit dem ich ab und an Probleme habe. In einer Gastfamilie zu wohnen bedeutet, in eine Familie integriert zu werden, die nicht die eigene ist. Ein Haus plötzlich als sein Zuhause zu haben, obwohl man das Gefühl hat, bei Fremden durchs Wohnzimmer zu gehen und beispielsweise bekocht zu werden, obwohl man vielleicht in diesem Moment gar keinen Hunger hat oder gern etwas anderes essen möchte. Man integriert sich in die Traditionen einer anderen Familie, entspricht vom eigenen Gedankengut allerdings vielleicht nicht den gleichen Ansätzen und man passt sich an ein

Leben an, was der eigenen Art zu Leben nicht zwingend gleicht.

Bei mir sind vor allem die Themen Zeitmanagement sowie Essen ein Problempunkt, der sich durch meinen Freiwilligendienst zieht. Unsere Gastfamilie kommuniziert meist keine Zeitspannen, in denen sie nicht da sind, was uns vor allem zu Beginn oft im Ungewissen gelassen hat, wie wir uns beispielsweise bei Hunger verhalten sollen. Wenn sie wiederkommen, essen wir normalerweise alle zusammen, jedoch saßen Linde

und ich manchmal 21Uhr da, hatten Hunger und wussten nicht, wann sie wiederkommen und ob wir dann noch zusammen essen werden oder wir uns jetzt alleine kümmern sollten. Zusätzlich musste ich mich an deftiges Frühstück sowie viele Suppen gewöhnen, was kein großes Problem, jedoch eine Umstellung war. Mittlerweile kann ich damit gut umgehen und habe auch keine Probleme mehr, da ich meinen Weg gefunden habe, mich anzupassen, jedoch gibt es trotzdem Momente, in denen ich mal genervt oder

verzweifelt bin. Für mich bedeutet Freiwilligendienst, sich für eine neue Kultur, ihre Menschen, Lebensweisen und Umstände zu öffnen, jeden Tag etwas Neues dazuzulernen, aus seiner Comfort-Zone rauszukommen sowie sich selbst besser kennenzulernen. Ich weiß, dass dies absolut nicht für jede Person etwas ist, kann es aber Menschen, die sich selbst gerne herausfordern, bereit sind sich für so eine lange Zeit von allem Bekannten zu trennen sowie einfach eine Auszeit von ihrem normalen Leben und der vorgeplanten Laufbahn brauchen, auf jeden Fall empfehlen.

Für mich war und ist diese Zeit hier in Ecuador eine der besten, die ich bisher erlebt habe und ich fühle mich angekommen sowie wohl mit mir selbst und weiß, dass meine Erfahrungen, die ich hier sammeln durfte, mich ein Leben lang prägen werden. Es ist ein wirklich großes Privileg so etwas zu erleben und ich bin wirklich dankbar für diese Möglichkeit.

Liebe Grüße aus Ecuador

Johanna 🙂

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